RED VIENNA

Conference

IFK (Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Kunstuniversität Linz)
Reichsratsstraße 17, 1010 Wien

14.04.2016: 9h30 - 18h30
15.04.2016: 9h00 - 18h30

Als Kampfbegriff vom politischen Gegner geprägt, wurde das Rote Wien retrospektiv zum Mythos vom gelungenen gesellschaftspolitischen Gegenmodell. Mehr noch als seine Anfeindungen von außen sind es seine inneren Widersprüche, an die heutige und heute beinahe vergessene Fragen anknüpfen: Gibt es ein richtiges Leben im falschen?

Sozialer Wohnbau, Gesundheit und Fürsorge, Kultur und Bildung: Finanziert durch ein radikales Steuersystem, das Arme begünstigt und Reiche belastet, das den Luxuskonsum als Einnahmequelle entdeckt, statt ihn zu verwerfen, begibt sich das Rote Wien 1919–1934 in Abhängigkeit von den bestehenden Produktionsverhältnissen. Der Verrat an der Revolution, den marxistische Kritiker beklagen, eröffnet jedoch die Möglichkeit zu einer Neuverteilung von öffentlichen und privaten Aufgaben. Die Flüchtlingskrise nach dem Zusammenbruch des Vielvölkerstaates, die Finanz- und Wirtschaftskrisen der jungen, konservativ regierten Republik und die Etablierung einer neuen Konsum- und Freizeitkultur sind die Rahmenbedingungen dieses Experiments im urbanen Raum. Wie baut man eine Stadt ohne Slums und Ghettos, wie gewährleistet man Gesundheitsversorgung für alle, wie schafft man ein sozial durchlässiges Bildungssystem: heutige Fragen als ferne Echos aus einer Zeit, in der politischer Gestaltungswille und Aufklärung eine fragile Allianz eingingen.

KONZEPTION: Ingo Zechner (Wien), Werner Michael Schwarz (Wien)

TEILNEHMERINNEN: Christian Dewald (Wien), Wilfried Göttlicher (Wien), Bernhard Hachleitner (Wien), Veronika Helfert (Wien), Deborah Holmes (Kent), Wolfgang Maderthaner (Wien), Michaela Maier (Wien), Rob McFarland (Provo), Birgit Nemec (Heidelberg), Andreas Nierhaus (Wien), Christiane Rothländer (Wien), Wolfgang Schneider (Wien), Werner Michael Schwarz (Wien), Georg Spitaler (Wien), Janek Wasserman (Alabama), Helmut Weihsmann (Wien), Paul Weindling (Oxford), Marie-Noëlle Yazdanpanah (Wien), Ingo Zechner (Wien), Beatrix Zobl (Wien)

Weitere Informationen: Opens external link in new windowIFK



Photo: Matteottiplatz, Sandleitenhof, courtesy Wien Museum