Ausstellung COMPANY. Arbeiten in Berndorf

COMPANY. Arbeiten in Berndorf

Ein Kunst- und Diskursprojekt von Beatrix Zobl und Wolfgang Schneider

Werksgelände der Berndorf AG
Leobersdorfer Straße 26
2560 Berndorf

17., 18., 25. April und 1. Mai 2009 (Programm s. Button "Programm")

„Arbeiten“ – Existenzgrundlage, Mühsal, Selbstverwirklichung, Integration, ...? Diesem wieder höchst brisanten Thema widmet sich das Künstlerduo Zobl/Schneider. Ihr spezielles Forschungsfeld ist die aktuelle Arbeitswelt einer Tochterfirma der „Berndorf AG“ – jenem 1843 von Hermann Krupp begründeten Unternehmen, das durch die weltweit erste industrielle Fertigung von Essbestecken zu einem ersten „global player“ der Wirtschaftsgeschichte avancierte.
Vor zwei Jahren begann das Projekt – die seither mit der Belegschaft von „Berndorf-Bäderbau“ geführten Gespräche und eigenen Betrachtungen des Künstlerteams werden in dem Ausstellungs- und Veranstaltungs-Block Company an verschiedenen Orten im Betriebsgelände dokumentiert und diskutiert. Den historischen Hintergrund bildet die turbulenzenreiche Firmengeschichte der einstigen „k.k. Metallwarenfabrik“ ebenso wie die im 19. Jahrhundert von der Firma Krupp errichtete, gesellschafts- und architekturgeschichtlich wegweisende, bis heute aber wissenschaftlich kaum beachtete „Planstadt Berndorf“.
Das sonst öffentlich unzugängliche Gelände der Berndorf AG ist während der Veranstaltungstermine kostenfrei zu besichtigen.
„WK 24“ – ein Nebenraum der neuen, tageslichtgefluteten Werkskantine, der rund um die Uhr geöffnet hat: Automaten bieten Kaffee, Getränke, kleine Snacks an. Jetzt ist er in Blau getaucht und statt der bunten Leuchtreklamen schimmern den Pausierenden Schwarzweißfotos von WerksarbeiterInnen entgegen. Ihre Stimmen sind vernehmbar –sie erzählen Geschichten aus ihrer Arbeitswelt, ohne dass sie identifizierbar wären mit den Abgebildeten. Denn Zobl/Schneider gehen stets subtil vor, es geht nicht ums „Outing“ Einzelner im voyeuristischen TV-Formatsstil. Vielmehr werden aus der Praxis des Alltags heraus Fragestellungen zum Thema Arbeit wahrnehmbar und reflektierbar gemacht.
Next stopp am Weg durchs Gelände: ein Stiegenhaus. Oben die Chefetage der Berndorf Bäderbau, in deren Vorraum die Geschichte Berndorfs akustisch vermittelt wird. Von einem Besprechungsraum aus geht der Blick durchs einzige Fenster in die große Werkhalle, die während des geführten Rundgangs auch betreten werden darf. Über deren Wände läuft da und dort die Großbildprojektion eines vor Ort gemachten Videos. Im Sitzungszimmer des Firmenvorstands ist eine Doppelkonferenz seh- und hörbar: Geschäftsführer und Betriebsrat haben hier ihre Rollen vertauscht. Ernst und Humor treffen auch im „Krupp-Ausstellungsraum“ in dem 1940 im NS-Stil aufgezogenen Verwaltungsgebäude der Berndorf AG zusammen: zwischen historischen Dokumenten und Objekten finden sich von den Künstlern eingestreute Relikte der heutigen Produktion.
In der Summe dieser und weiterer Stationen verknüpfen sich Bilder und Räume, Stimmen und Geräusche, aufgenommenes und aktuell stattfindendes Geschehen zu einem intensiven Bild der heutigen Arbeitswelt. Weiter über den Standort Berndorf hinausreichen werden die Beiträge und Erörterungen der Diskussionsrunden während des Ausstellungszeitraums. Nicht zuletzt kann hier auch exemplarisch geprüft und erörtert werden, inwieweit künstlerische Arbeit dazu beitragen kann, im Alltag der Menschen außeralltägliche Reflexionsprozesse zu ermöglichen.
COMPANY. Arbeiten in Berndorf ist eine freie Kooperation mit der Berndorf AG und der Firma Berndorf-Bäderbau, die dem Projektteam den Zugang gewährten. Zahlreiche Firmen-MitarbeiterInnen unterstütz¬ten das Projekt inhaltlich und organisatorisch. Die Autonomie des Projekts wurde durch Unterstützung der öffentlichen Hand sowie durch private Sponsoren gewährleistet.
Die Berndorf AG ermöglicht BesucherInnen exklusiv an vier Tagen den Zutritt zum Werksgelände. Für Personen, die nicht am Industriegelände beschäftigt sind, übernimmt die Berndorf AG keine Haftung.



Text: Zobl /Schneider, Lucas Gehrmann
Foto: Zobl / Schneider